Einen geeigneten Psychotherapeuten finden

Ein kleiner Therapieführer für Journalisten in Deutschland, die Unterstützung bei der guten Verarbeitung eines extremen oder traumatischen Erlebnisses oder Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation suchen.

Welche Art von Therapie?

Bevor man eine Therapie beginnt, sollte man sich überlegen, was man in der Therapie bearbeiten möchte. Für welche Probleme oder Situationen sucht man Unterstützung? Was ist das positive Ziel der Therapie?

Es gibt viele unterschiedliche Therapieschulen, von der klassischen Analyse, die meist mehrere Jahre dauert, bis zur lösungsorientierten Kurzzeittherapie, die meist nur wenige Sitzungen umfasst.

Sich mit den einzelnen therapeutischen Ansätzen zu beschäftigen, kann ein sehr aufwendiges und verwirrendes Unterfangen sein. Darum empfiehlt es sich, Freunde und Kollegen zu fragen, ob sie einen Therapeuten empfehlen können. Ebenso kann ggf. der Hausarzt weiterhelfen und einen Therapeuten persönlich empfehlen.

Eine therapeutische Methode, die bei der Traumabearbeitung wissenschaftlich dokumentiert und sehr erfolgreich ist:

EMDR (Eye Movement Desensitisation and Reprocessing) – (Klicken Sie hier für einen guten wissenschaftlichen Aufsatz zu EMDR)

Wer sich tiefer mit den einzelnen therapeutischen Ansätzen beschäftigen möchte, kann sich auf den folgenden Seiten einen guten Überblick verschaffen:

Ein guter Therapeut wird mit Ihnen über Ihre Erwartungen und Bedürfnisse bezüglich der Therapie sprechen.

Auch wenn Sie nur eine Unterstützung für wenige Sitzungen planen, ist es wichtig für den Erfolg, dass der Therapeut zu Ihnen und zu Ihren Erwartungen passt.

Es ist absolut in Ordnung nach einem ersten Treffen zu entscheiden und ggf. weiterzusuchen.

Bevor Sie mit der Therapie beginnen, fragen Sie sich selbst:

  • Ist es für Sie in Ordnung, wenn Ihr Arbeitgeber bzw. der Betriebsarzt weiß, dass Sie psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen? Ist es schwierig für Sie, wenn andere – Kollegen, Freunde oder Familie - erfahren, dass Sie sich Unterstützung suchen?
  • Möchten Sie nur mit jemandem arbeiten, der sich in Ihrem Arbeitsfeld auskennt?
  • Ist der Therapeut vom Geschlecht und von der Nationalität her für Sie passend? Spricht er Ihre Sprache? Ist sein Wertesystem für Sie stimmig?
  • Wenn Sie die Therapie selbst bezahlen, was können Sie aufbringen? Einige Therapeuten haben auch gestaffelte Preise – fragen Sie nach.
    Schauen Sie auf Ihre Finanzen und bedenken Sie, dass eine effektive Therapie sowohl Zeit als auch Geld kostet.
  • Können Sie sich regelmäßig Zeit für eine Therapiesitzung frei schaufeln?
  • Wenn Sie als Journalist oft kurzfristig beruflich eingesetzt werden und Ihre freie Zeit somit schlecht planen können, besprechen Sie mit Ihrem Therapeuten im Vorfeld, was passiert, wenn Sie eine Stunde absagen müssen. Wann müssen Sie (Tage/Stunden) früh genug Bescheid geben,  so dass keine Ausfallgebühr anfällt?

Wenn Sie glauben, dass Sie an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden (PTSD), achten Sie darauf, dass der Therapeut Ihrer Wahl eine spezifische traumatherapeutische Ausbildung hat.

Nicht alle Therapeuten haben eine traumatherapeutische Zusatzausbildung. Unterschiedliche Listen von ausgebildeten Traumatherapeuten finden Sie im Internet:

z.B. beim Trauma-Informationszentrum, bei der Gesellschaft für Psychotraumatologie oder auch beim Institut für Traumatherapie.

Für allgemeine Unterstützung können Sie sich auch an kommunale oder kirchliche Beratungsstellungen wenden.

Bei Fragen und Hilfe rund um das Thema Alkohol, bzw. Alkoholabhängigkeit, lohnt es sich, Informationen dazu auf den Webseiten der Anonymen Alkoholiker einzuholen.

Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, häufig daran denkt, sich selbst zu töten oder sich zu verletzen, ist es absolut wichtig therapeutische oder medizinische Hilfe zu suchen.
Eine Liste der Krisendienste, die auch rund um die Uhr besetzt sind, finden Sie beim Kompetenznetz-Depression. Sie können sich auch an Ihren Hausarzt oder an die Ambulanz einer Psychiatrischen Klinik wenden.

Psychotherapie ist in Deutschland kein geschützter Begriff, daher ist es wichtig herauszufinden, ob derjenige (in diesem Artikel ist mit der männlichen Person auch die weibliche gemeint), den man um Unterstützung bittet, auch hinreichend ausgebildet ist. Mehr darüber auf den Seiten des BdP (Bundesverband der Psychologen).

Doch egal, welche Ausbildung ein Psychotherapeut mitbringt, er muss Verständnis für Ihre persönliche Situation aufbringen, er sollte Mitgefühl zeigen und gut und verständlich kommunizieren können.

Bedenken Sie, dass nicht alle Therapeuten Erfahrungen im Feld Trauma und Journalismus mitbringen.

Befragen Sie den Therapeuten, bei dem Sie eine Therapie beginnen wollen, ruhig nach seinen Fortbildungen, seinem therapeutischen Ansatz und seinen Erfahrungen. So können Sie merken, ob er sich für Sie verständlich ausdrücken kann.

Mögliche Eingangsfragen an den Therapeuten könnten sein:

  • Auf welchem therapeutischen Gebiet sind Sie Experte oder was ist Ihr Spezialgebiet?
  • Welche Fortbildungen zum Thema „traumatischen Belastungen“ haben Sie absolviert?
  • Wie viele Jahre arbeiten Sie schon auf diesem Gebiet?
  • Wie sieht Ihre Supervision aus? Was von meinem Fall, werden Sie den Kollegen vorstellen?
  • Was ist Ihr Ansatz bei der Behandlung von traumatisierten Menschen?
  • Was funktioniert gut bei Ihren Klienten? Was denken Sie, wird für mich gut sein? Eine Frage für den Wissenschafts-journalisten: Welche Wirksamkeitsstudien gibt es zu Ihrem Ansatz?
  • Tendieren Sie zu einer Technik, die Sie bei den meisten Klienten anwenden? (Therapeuten, die immer nur eine Technik für alle Klienten anwenden, sind oft weniger hilfreich, als die jenigen, die über ein breites Methodenspektrum verfügen und je nach Klient variieren.)

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Therapieform zu Ihnen passt oder welcher Therapeut für Sie der geeignete ist, sprechen Sie mit zwei Therapeuten und vergleichen Sie. Achten Sie darauf beim wem Sie sich wohler fühlen. Vertrauen Sie auf Ihr subjektives Gefühl und entscheiden Sie dann.

Auch wenn der Therapeut meist mehrere Sitzungen braucht um Sie kennen zulernen und einen passenden Therapieplan zu entwickeln, so können Sie doch in der ersten Sitzung Informationen über seinen methodischen Ansatz, die Kosten, die Modalitäten, und die Schweigepflichtvereinbarung erfragen.

Der Therapeut sollte Ihnen mitteilen können, wie viele Stunden seiner Meinung nach benötigt werden. Mit anderen Worten: In der ersten Stunde sollte eine klare Zielvereinbarung angesprochen werden.

Gute Therapeuten und Berater benennen klar die Chancen und Risiken, die zu einer Therapie gehören können. Sie diskutieren mit Ihnen Alternativen und geben Ihnen Tipps, was Sie selbst für Ihre Genesung tun können.

Gute Therapeuten können Ihnen auch weiterführende Literatur oder informative Webseiten nennen, falls Sie Interesse haben.

Seien Sie darauf vorbereitet, dass Hausaufgaben zu einer Therapie gehören. Besonders bei der Kognitiven Verhaltenstherapie sollen Sie auch zwischen den Therapiestunden Aufgaben erledigen, um neue Erfahrungen zu machen.

Seien Sie zu sich und zu Ihrem Therapeuten absolut ehrlich. Fragen Sie soviel wie Sie möchten. Es ist absolut wichtig, dass Ihr Therapeut sich ein Bild machen kann, was die gemeinsame Arbeit bei Ihnen in Bewegung bringt.

Sich einen Therapeuten zu suchen mit dem man befreundet ist oder der ein guter Freund von eigenen guten Freunden ist, ist eine sehr schlechte Idee. Wenn Sie in einer kleinen Gemeinde leben, lässt es sich manchmal nicht vermeiden, dass man in den gleichen Netzwerken oder Kreisen verkehrt wie der Therapeut. Sollte dies der Fall sein, dann besprechen Sie mit Ihrem Therapeuten, wie man damit umgehen kann.

Auch wenn Sie Antworten und Informationen von Ihrem Therapeuten erwarten, seien Sie aufmerksam, wenn der Therapeut zu viel von seinem Leben und seinen Erfahrungen plaudert, das kann den Therapieprozess beeinträchtigen.

Wenn Sie mit der Therapie loslegen, kann es sein, dass die Dinge zunächst schlimmer werden als vor dem Beginn. Auch während der Therapie kann es immer mal wieder zu solchen Phasen kommen. Doch bedenken Sie, dass dies häufig zu dem Genesungsprozess dazugehört, so wie auch die Nacht vor dem Morgengrauen am dunkelsten scheint.

Wenn Sie sich jedoch nach allen Stunden schlecht fühlen und überhaupt keine positiven Fortschritte bei sich beobachten können, besprechen Sie das mit Ihrem Therapeuten und holen Sie sich bei Bedarf eine zweite Meinung von einem anderen Therapeuten ein.

Bitte bedenken Sie, dass das Bearbeiten von traumatischen Erlebnissen meist harte Arbeit ist und auch das vorübergehende Wiedererleben unangenehmer Gefühle umfasst.

Jedwede sexuelle Beziehung zwischen Klient und Therapeut ist unangemessen sowie unethisch und verhindert jeden therapeutischen Fortschritt. Sollte Ihr Therapeut Ihnen sexuelle Angebote machen, dann informieren Sie umgehend seinen Berufsverband oder auch die kassenärztliche Vereinigung.

Wenn Sie mit einem Therapeuten und einem therapeutischen Ansatz nicht klar kommen sollten, dann geben Sie bitte nicht sofort auf. Manchmal bedarf es Zeit und mehreren Versuchen, bis man den geeigneten Therapeuten und den stimmigen therapeutischen Ansatz gefunden hat.

In Deutschland gibt es verschiedene Wege einen Psychotherapeuten zu finden:

  • Derjenige, der eine Psychotherapie machen und diese von der Krankenkasse bezahlt bekommen möchte, kann einen Psychotherapeuten aufsuchen, der eine Kassenzulassung und noch freie Kapazitäten hat.

In vielen Städten sind die Warteliste der Therapeuten mit Kassenzulassung sehr lang. Auskunft über Therapeuten mit freien Kapazitäten erteilen die örtlichen kassenärztlichen Vereinigungen.

Eine hilfreiche Datenbank finden Sie auf den Seiten der Psycho-Therapiesuche.de.

  • Privatversicherte Journalisten haben meist höhere Chancen einen Psychotherapeuten zu finden.
  • Traumaambulanzen  - häufig an großen Kliniken - führen ambulante Therapien durch, haben aber meist auch lange Wartelisten.
  • Traumaberatungsstellen vermitteln ebenfalls Unterstützung. Hinweise auf Beratungsstellen sind oft im Internet oder Telefonbuch zu finden.
  • Stationäre Traumatherapie ist in Kliniken möglich, die sich auf die Behandlung von Traumafolgestörungen spezialisiert haben. (eine Liste der spezialisierten Kliniken findet sich hier).
    Informationen, Aufnahmebedingungen und Wartezeiten der Kliniken erfragt man am besten bei den Kliniken direkt.
  • Auch die Betriebsärzte und Krisenberatungsstellen der Arbeitgeber können um Rat gefragt werden.
  • Wer seine Therapie selbst bezahlen kann oder will, hat mehr Freiheiten bei der Wahl eines für ihn passenden Therapeuten. Eine Psychotherapie selbst zu bezahlen empfiehlt sich, wenn man den Wechsel in eine private Krankenversicherung oder den Abschluss von Lebensversicherungen plant, da oft eine Psychotherapie ein Ausschlusskriterium darstellt.

Wenn Sie bis hier gelesen haben, haben Sie den entscheidenden Schritt in Richtung Genesung und Erholung schon getan, nämlich bemerkt und anerkannt, dass ein Problem existiert.

Gute Beratung oder Psychotherapie baut genau darauf auf. Bitte bedenken Sie, dass die Forschung zu Trauma und Genesung festgestellt hat, dass die meisten Menschen sehr gute Selbstheilungskräfte besitzen und dass die richtige Behandlung oft einen großen Unterschied für das persönliche Wohlbefinden macht und das oft in sehr kurzer Zeit.