Flugzeugunglück 4U9525 und die Medien

Der Absturz des Germanwings Fluges 4U9525 in den französischen Alpen am 24. März 2015 brachte alle 150 Menschen an Bord der Maschine ums Leben. Anhand des geborgenen Stimmrekorders konnte man feststellen, dass der Co-Pilot zum Zeitpunkt des Absturzes alleine im Cockpit war.

In den Tagen nach dem Flugzeugunglück wurden Details aus dem Leben des Co-Piloten bekannt, die darauf schließen lassen, dass er psychische Probleme hatte. Die genauen Zusammenhänge zwischen der psychischen Verfassung des 27-Jährigen und dem Absturz bleiben unklar. 

Die Medienreaktion auf das tragische Ereignis ist jedoch sehr eindeutig - das Flugzeugunglück wurde zum Top-Thema der europäischen Nachrichten. Während die Bergungsarbeiten auf Hochtouren liefen, während die Öffentlichkeit um die Opfer und mit den Angehörigen trauerte, und während jeder sich fragte, warum dieses Unglück geschehen musste, waren Zeitungen und Programme gefüllt mit Beiträgen über den Germanwings Flug 4U9525. 

 

Nachrichten-Teams aus der ganzen Welt reisten nach Frankreich zur Absturzstelle, nach Montabaur, dem Wohnort des Co-Piloten in Deutschland sowie vor die Schule in Haltern, die zwei Lehrer und eine Schulgruppe durch das Unglück verloren hat. Neben sich wiederholenden Live-Schalten vor Ort gab es auch zahlreiche Hintergrundbeiträge über Luftfahrtsicherheit und die möglichen Auswirkungen von psychischen Krankheiten wie Depression. 

 

Der typische Aktualitäts- und Informationsdruck, dem Medienmacher bei einem Ereignis von diesem Ausmaß ausgesetzt sind, war auf allen Kanälen spürbar. Vor allem, da es nur schleppend neue, überprüfbare Erkenntnisse gab, kam es zu vielen Nicht-Nachrichten und Spekulationen.

 

Trotzdem zeichnet sich die Berichterstattung der Tage direkt nach dem Unglück auch dadurch aus, dass Medienkritiker fast zeitgleich mit der akuten Berichterstattung schon zu Achtsamkeit und zum differenzierten Umgang mit den Informationen und Angehörigen mahnten. In den sozialen Medien wurde der Absturz selbst fast genauso leidenschaftlich besprochen, wie die Berichterstattung über den selben. 

 

Das Dart Center für Journalismus und Trauma hat Materialien zusammengestellt, die Reporter und Redakteure bei der schwierigen Aufgabe unterstützen sollen über eine Tragödie wie diesen Flugzeugabsturz zu berichten. Außerdem haben wir einige von medienkritische Beiträge hier gebündelt, die davon zeugen, dass der Germanwings-Absturz nicht unbedingt “ein Absturz des Journalismus” war, sondern auch ein Zeichen setzt für ein wachsendes Bewusstsein für Ethik in der Berichterstattung

  

WEITERFÜHRENDE LINKS

 

TIPPS für Redaktionsleiter

 

TIPPS für Berichte über Suizide

 

TIPPS für Interviews mit traumatisierten Menschen

 

TIPPS für den Umgang mit Rettungskräften

 

 

VIDEOS

 

Vortragsvideo: Resilienz und Fürsorge

 

Vortragsvideo: Was bei einem traumatischen Ereignis mit uns passiert

 

Weitere Materialien auf englisch

 

 

HILFREICHE MEDIENKRITIK:

 

“Jeder ist ein Medienkritiker”

Ein Artikel von Stefan Niggemeier in FAZ.net in dem er auf die Herausforderung einer medialen Welt eingeht die sich durch die Berichterstattung über das Flugzeugunglück neu ordnet.

 

“Ein Vor-Ort Bericht aus Montabaur”

In diesem Augenzeugen Bericht aus Montabaur beschreibt Journalismus Student Daniel Schüler, eindrücklich wie er andere Journalisten erlebt.

 

“Die Medien und der Absturz” von Imre Grimm

  

“Unfähigkeit, mit Ungewissheiten umzugehen”

Ein Bericht von Bettina Baetz bespricht im Deutschlandradio Kultur “Medienrituale” die sich bei tragischen Ereignisse oft wiederholen.

 

“Warum FAZ:net das Bild von Andreas Lubitz zeigt”

 

Zusammenfassung des Ereignisses in der Zeit